Neun Monate lang saßen die US-Astronauten Suni Williams und Butch Wilmore auf der Internationalen Raumstation (ISS) fest. Jetzt dürfen sie endlich zur Erde zurückkehren und ihre Familien wiedersehen. Doch wie haben sie so lange durchgehalten – ohne Dusche, ohne frisches Essen und, ja, auch ohne die gewohnte Mundhygiene? Wie putzt man sich die Zähne, wenn Wasser nicht fließt? Und was passiert mit Zahnfleisch und Kaumuskulatur, wenn man monatelang nur Astronautennahrung zu sich nimmt? Willkommen im kuriosen Kosmos der Zahnpflege im All!
Zahnpflege in der Schwerelosigkeit – eine Herausforderung
Auf der Erde einfach: Zahnpasta auf die Bürste, schrubben, spülen, ausspucken. Auf der ISS? Ganz anders:
- Zahnpasta ohne Schaum: Astronauten nutzen spezielle Zahnpasta, die nicht schäumt. Warum? Weil winzige Schaumbläschen im All herumschweben könnten – nicht gerade ideal in einer High-Tech-Kapsel.
- Kein Spucken, nur Schlucken: Ohne Schwerkraft fließt nichts ab. Das bedeutet: Die Zahnpasta muss runtergeschluckt oder mit einem Handtuch abgewischt werden. Nicht lecker, aber effizient.
- Freischwebende Zahnbürsten: Da nichts auf der ISS einfach auf der Ablage liegen kann, müssen Astronauten ihre Zahnbürste sicher verstauen – oder riskieren, dass sie fröhlich durch die Raumstation schwebt.
Was ist der „Weltraumatem“?
Ein Phänomen, das jeder Astronaut kennt – und keiner mag. Denn wenn die Schwerelosigkeit zuschlägt, verändert sich mehr als nur das Putzritual.
- Flüssigkeitsverschiebung: In der Schwerelosigkeit verteilt sich die Körperflüssigkeit anders – das führt zu einer permanent verstopften Nase. Das bedeutet: mehr Mundatmung. Und die sorgt für trockene Schleimhäute – und miesen Atem.
- Veränderte Speichelproduktion: Weniger Kauen bedeutet weniger Speichelfluss. Und weniger Speichel bedeutet, dass Bakterien sich wohlfühlen. Ergebnis: schlechter Atem.
- Weltraumnahrung als Atem-Killer: Die Astronauten-Diät ist nicht gerade ein Fest für den Gaumen – und erst recht nicht für den Atem. Hoher Salzgehalt, wenig frische Zutaten – keine gute Kombi für einen frischen Mundgeruch.
Belastung für Zähne, Zahnfleisch und Kiefer?
Neun Monate auf der ISS – das ist nicht nur ein Härte-Test für die Psyche, sondern auch für Mund und Kiefer.
- Weiche Nahrung, schwache Muskeln: Astronautennahrung ist oft püriert oder in weicher Konsistenz. Das heißt: weniger Kauen. Und weniger Kauen bedeutet weniger Beanspruchung der Kaumuskulatur – was dazu führen kann, dass Astronauten nach ihrer Rückkehr erst einmal wieder richtig kauen „lernen“ müssen.
- Zahnschmelz im Stresstest: Viele Weltraumnahrungsmittel sind stark säurehaltig, um sie länger haltbar zu machen. Das greift den Zahnschmelz an und erhöht das Karies-Risiko.
- Fehlende Frische: Frisches Obst und Gemüse sind rar auf der ISS. Das kann langfristig Auswirkungen auf die Zahngesundheit haben – denn Vitamin C ist essenziell für gesundes Zahnfleisch.
Hygiene auf der ISS: Nicht nur Zähne putzen ist eine Herausforderung
- Duschen? Fehlanzeige! Statt Wasserstrahl gibt’s feuchte Tücher und Trockenshampoo.
- Kleidung? So lange wie möglich tragen. Wäsche waschen ist im All nicht drin – also wird recycelt, solange es geht.
- Toilette? Hightech-Upgrade! Alles funktioniert mit Unterdruck, denn auch Abwasser kann in der Schwerelosigkeit nicht einfach abfließen.
Nach neun Monaten auf der ISS freuen sich Williams und Wilmore daher wohl nicht nur auf die Umarmung ihrer Liebsten, sondern auch auf das simple Vergnügen, Wasser aus dem Hahn zu trinken – und nach dem Zähneputzen endlich wieder auszuspülen!